Female Business

Warum gründen so wenige Frauen?

Noch immer gründen deutlich mehr Männer als Frauen, dabei sind die von Frauen gegründeten Unternehmen mindestens genauso erfolgreich. Woran liegt das?

„Es gibt immer noch zu wenige weibliche Gründerinnen“ – nachdem wir diesen Satz bereits etliche Male zu hören bekommen haben, sollte man meinen, dass der Stein in der Welt der Gründer:innen allmählich ins Rollen gekommen ist. Doch der Schein trügt: Von Parität kann noch lange keine Rede sein. Laut dem Female Founders Report waren im Jahr 2020 von 100 Gründenden 18 weiblich. Unter den Start-up Gründenden waren es nur knapp 12. Und das, obwohl reine Frauenteams, gemessen an der Anzahl geschaffener neuer Arbeitsplätze, deutlich erfolgreicher sind: Im Durchschnitt schaffen Gründerinnen in reinen Frauen-Teams 23 neue Arbeitsplätze, in reinen Männer-Teams sind es 17, in gemischten Teams acht.

Kaum zu glauben, dass sich, trotz dieser Zahlen, noch immer deutlich weniger Frauen dazu entscheiden, selbst zu gründen. Warum ist das so und wie können wir das ändern?

Ärztin, Polizistin oder Gründerin – die Entscheidung liegt bei dir! 

Idealerweise sollte es genauso greifbar sein, ein Start-Up zu gründen wie als Ärztin, Lehrerin oder Polizistin zu arbeiten. Doch dafür muss unternehmerisches Denken und Handeln noch viel selbstverständlicher in Unterricht, Erziehung und Ausbildung integriert werden. Wie cool wäre es, wenn unsere Kinder bereits in der Schule lernen würden, wie man ein Unternehmen anmeldet und einen Businessplan schreibt? Und die Möglichkeit hätten, sich schon frühzeitig mit anderen Gründer:innen auszutauschen und all ihre Fragen loszuwerden?

Denn da, wo es noch nicht ausreichend Vorbilder gibt, müssen wir eben welche schaffen. Alisa Jahnke, eine der drei Gründer:innen des Schmuck-Labels Purelei, würde diese Aussage unterschreiben. Ohne ihren Vater, der selbständig tätig war und sie wiederholt dazu ermutigt hat, wäre für sie der Schritt der Unternehmensgründung nicht so schnell klar gewesen, erzählt sie auf dem Panel „The future is female“ – ein Event im Rahmen der Thementage, die Teil der #howitworks-Kampagne der Techniker und ZEIT Campus sind. „Ich habe Chancen ergriffen, die da waren, mich jedoch schon aktiv dazu entscheiden müssen“, so Alisa. „An sich kann jeder Mensch, den man kennt, jedes Treffen, jede Begegnung eine Chance sein“.

„Absagen gehören dazu“ 

Wer gründet, begibt sich auf eine Achterbahn der Gefühle. An dem einen Tag ist man hellauf begeistert, am nächsten Tag stellt man wieder alles in Frage. Dass man auf dem Weg nicht immer nur positives Feedback erhält, gehört dazu. Am wichtigsten ist, sich davon nicht entmutigen zu lassen und bereit zu sein, ein gewisses Risiko einzugehen. 

Alisa ging es 2017, im ersten Jahr von Purelei, genauso. Mit einem eigens zusammen gehämmerten Schmuckstand ist sie damals von Laden zu Laden in Frankfurt gegangen, um die ersten Produkte vorzustellen. 50 Prozent der Leute hätten die Produkte für gut befunden, die anderen 50 Prozent ihr eine Absage erteilt. „Als damals noch sehr schüchterne Person in den Laden hineinzuspazieren hat mich unglaublich viel Mut gekostet. Doch, wenn man an eine Sache glaubt, dann wird es auch irgendwann klappen.“

Grenzen erkennen, Grenzen setzen

Als Gründerin den Feierabend wirklich Feierabend und Urlaub auch Urlaub sein zu lassen, ist nicht immer einfach. Schließlich ist das eigene Unternehmen das „Baby“, das viel Zuwendung braucht. Und die Angst ist groß, man könne in der Zwischenzeit etwas Wichtiges verpassen. Hinzu kommt der Alltag, vielleicht “echte“ Babys, private Pläne.

Laut einer Studie der Techniker sind 35 Prozent der Frauen häufig oder ständig gestresst, bei Männern sind es nur 29 Prozent. Oftmals sind es unsere eigenen Ansprüche, die uns belasten und folglich davon abhalten, größere Wagnisse einzugehen.  

Dass man weder um 23 Uhr abends noch um 5.30 Uhr morgens Unternehmens-relevante Themen besprechen oder Emails schreiben muss, mussten Alisa und ihr Mann, der einer ihrer beiden Co-Gründer ist, auch erst lernen. Die eigene Gesundheit geht immer vor und die Themen, die in dem Moment dann so rasend wichtig erscheinen, können doch eigentlich immer bis zum nächsten Tag warten.   

Neue Arbeitsvoraussetzungen schaffen – für dich selbst und für andere

Flexible Arbeitszeiten, regelmäßige Tage im Home-Office und nur mit den Menschen zusammenarbeiten, mit denen man auch zusammenarbeiten möchte? Klingt wie ein Traum, kann als Gründer:in jedoch zur eigenen Realität werden. Und zwar nicht nur für dich, sondern auch für andere smarte Köpfe, die zu deinen potenziellen Mitarbeiter:innen werden könnten. Eine schöne Vorstellung, oder?

In diesem Sinne: Ein Hoch auf Alisa, ein Hoch auf alle anderen mutigen Gründerinnen, die beweisen, dass sich die Hindernisse meistern lassen – vor allem die Hindernisse, die nur in unseren eigenen Köpfen existieren. 

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