So gibst du Freund:innen Empfehlungen, die sie wirklich brauchen
Gutgemeinte Ratschläge in Freundschaften können toll sein – oder nach hinten losgehen. Eine Psychologin erklärt, wie man richtig rät.
Freundschaften sind wichtig. Sie machen das Leben bunt, schön und fröhlich. Dabei sind Freund:innen meistens selbstlos. Sie wollen nicht, dass man eine gute Mutter ist, ein idealer Vater und gelegentlich romantisch. Genauso wenig ärgern sie sich über eine offene Milchtüte im Kühlschrank und machen keine Vorwürfe, wenn man zu viel oder zu wenig arbeitet. Außerdem sind sie eine Stütze, wenn es turbulent im Leben wird. Wenn man verlassen wird, den Job verliert oder etwas anderes passiert, was sich zunächst einmal schrecklich anfühlt.
Freund:innen stehen einem dann zur Seite. Sie trösten, bauen auf und gehen auch nachts ans Handy. Manchmal geben sie in der Krise einen Tipp, und meistens ist das genau richtig. Denn ein gut gemeinter Rat kann den richtigen Ansporn geben, etwas an sich oder an den Umständen zu verändern. Er kann helfen, toxische Strukturen oder ungesunde Verhaltensweisen zu erkennen. Wenn man bereit ist, ihn zu hören. Und wenn er auf die richtige Art und Weise erteilt wird.
Manch eine Empfehlung kann nämlich auch hinten los gehen, erklärt die angehende Psychologin Patricia Blickle von der Universität Köln. Dann können Ratschläge auch Schläge sein, erklärt sie das alte Sprichwort: "Ein Tipp stellt einerseits eine soziale Unterstützung dar, und damit drückt sich in ihm aus, was für eine Freundschaft wichtig ist: Solidarität und Beistand. Gleichzeitig kann durch den Tipp aber auch eine soziale Beeinflussung entstehen. Nämlich dann, wenn Tippgebende davon ausgehen, dass ihr Ratschlag anschließend in die Tat umgesetzt werden muss. Es kommt also immer darauf an, wie man eine Empfehlung gibt."
Möchtest du meine Perspektive auf die Dinge wissen?
Wie sehen Ratschläge also aus, damit sie wirklich weiterhelfen? Zunächst einmal sei wichtig, gut zuzuhören und das Problem zu verstehen, sagt Patricia Blickle, die sich mit verschiedenen Kommunikationsstrategien beschäftigt hat. Wer eine gute Empfehlung geben will, sollte die Situation erst einmal in eigenen Worten zusammenfassen. Ob man daran anschließend tatsächlich einen Ratschlag formulieren sollte, lässt sich am besten einfach erfragen: "Möchtest du meine Sicht auf die Dinge gerne wissen? Lautet die Antwort nein, ist das völlig in Ordnung. Dann reicht es, zuzuhören. Einfach da zu sein. Es geht wirklich nicht darum, immer sofort eine Lösung parat zu haben."
Freund:innen darf es auch mal schlecht gehen
Auch wenn es manchmal schwer ist, das Gefühl von Ohnmacht auszuhalten – es darf der besten Freundin oder dem besten Freund auch mal schlecht gehen. Im Krisengespräch sei dann vor allem wichtig, auf Augenhöhe zu kommunizieren und nicht zu vergessen, dass jeder Mensch autonom ist, erklärt Blickle: "Ein Anliegen einfach vom Tisch zu wischen, gleicht einer Kritik und kann sehr verletzend sein. Es gefährdet das Vertrauen in die Freundschaft. Und unter Freund:innen ist es ja gerade wichtig, über vieles reden zu können und sich nicht verstellen zu müssen."
Wenn man die Erfahrung macht, dass die:der Freund:in tatsächlich einmal ein Problem bagatellisiert, ist es eine gute Möglichkeit, dies direkt anzusprechen. "Man kann sich zunächst bedanken", rät Patricia Blickle, "denn die andere Person möchte ja letztlich helfen. Dann sollte man aber darauf hinweisen, dass das eigene Problem eben keine Bagatelle ist. Man kann sagen ‚Ich sehe, du möchtest mir einen Rat geben. Aber ich glaube, meine Situation ist anders, als du sie wahrnimmst. Für mich ist erst einmal der Austausch gut.‘"
Empfehlungen, die man gern annimmt, sind pures Empowerment. Sie können die Freundschaft zusätzlich festigen, "nämlich dann, wenn man die andere Person wirklich wahrnimmt, sich in sie hineinversetzt und eigene Tipps sensibel verpackt." Und sie kann auf beiden Seiten positive Gefühle hervorrufen. Denn es fühlt sich nicht nur gut an, gehört und verstanden zu werden. Es fühlt sich auch gut an, guten Freund:innen in einer Krise weiterzuhelfen oder ihr Leben einfach nur mit einer guten Empfehlung positiv zu beeinflussen. Das gilt auch für kleine Gesten und Tipps – wie etwa die Empfehlung eines tollen Restaurants, eines neuen Hobbies oder auch eines neuen Mobilfunkvertrags. Alles Dinge, die die Freundschaft nur noch mehr festigen können.
Wie sieht ein richtig guter Rat aus?
Hast du schon einmal eine Empfehlung oder einen Ratschlag von einem:r Freund:in erhalten, der dir wirklich weitergeholfen hat? Der dir vielleicht die Augen geöffnet oder dich nach vorgebracht hat? Gibt es einen Tipp, für den du besonders dankbar bist? Dann schreibe uns und erzähle, welcher Ratschlag es genau war. Wir freuen uns auf deine Geschichte! Im nächsten Artikel sammeln wir eure Storys rund um gute Empfehlungen – mit etwas Glück kannst du deine Geschichte dann bei uns lesen und / oder von den Erfahrungen anderer in der ze.tt Community profitieren. Also mach mit!
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